Nun müssen wir uns schon im fünften Jahr in Folge mit dem „Marsch für’s Läbe“ in Zürich beschäftigen. Im Jahre 2014 angekommen fühlen wir uns allerdings nicht, wenn wir uns die Inhalte und Akteure dieser Gruselveranstaltung anschauen.
Der Verein „Marsch für’s Läbe“ setzt sich aus 16 Gruppierungen aus dem Umfeld diverser christlich- fundamentalistischer Bewegungen zusammen, von katholischen bis zu evangelikalen Kreisen. Die christlich- rechtskonservativen Abtreibungsgegner_innen sehen sich als bibeltreue Christ_innen, die die Rechte der Schwächsten der Gesellschaft vertreten. Dass sie in Parteien und Gruppen mit diskriminierenden Positionen organisiert sind, ist für sie kein Widerspruch.
Antifeministisch, homophob und nationalistisch
Abtreibung ist für sie Mord. Aufklärungsunterricht wird allerdings als jugendgefährdend angesehen und im Kampf gegen HIV und andere Geschlechtskrankheiten solle lieber Werbung für ewige Treue gemacht werden, anstatt für Kondome. Homosexualität ist für sie eine Krankheit und die bürgerliche Kleinfamilie die einzig erstrebenswerte Form des Zusammenlebens.
Die reaktionären Christ_innen positionieren sich in Migrationsfragen rechts aussen und distanzieren sich auch nicht von mitmarschierenden Neo-Nazis. Der völkische Nationalismus wird dabei im gesamten Spektrum deutlich sichtbar: Die Rede ist stets von „unserem Volk“ und „unserem Land“ – ihr „gewaltloser Einsatz mit ihrem persönlichen Leben und Wirken“ entscheidet sich an der Herkunft und ist purer Rassismus.
Gewaltlos sind die selbsternannten „Lebensschützer“ jedoch keineswegs.
Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, machen sich ihrer Ideologie nach an Gott und seinem „Lebensplan“ schuldig. Genauso wie alle an der Durchführung Mitbeteiligten und jene, welche sich damit solidarisch erklären.
Statt wirkliche Hilfe anzubieten wird systematisch fehl-informiert, eingeschüchtert und teilweise sogar gedroht. Sind die Kinder erst mal geboren können die Frauen keine grosse Hilfe erwarten. Kinderbetreuung, Mittagstisch und Ganztagsschule sind schliesslich eine Gefahr für die Schweizer Kleinfamilie.
Leider sind die Ideen der rechten Christ_innen keine Randerscheinung.
Sie sind vielmehr Teil einer reaktionären Hetze, die sich in der letzten Zeit massiv verschärft hat.
Die Angst vor „den Anderen“ wird aufgebaut um Überwachung und Repression zu verschärfen. Konservative Wertvorstellungen werden vorgeschoben um Sozialabbau und Leistungsdruck voran zu treiben.
Das Recht auf Schwangerschaftsabbruch ist eine wichtige Errungenschaft der Frauenbewegung.
Eine Abtreibung ist eine bewusst getroffene Entscheidung der Frau. Ein Abtreibungsverbot schafft Schwangerschaftsabbrüche nicht aus der Welt, sondern kriminalisiert sie nur. Die Folgen sind Pfuscherei, Selbstabtreibungen, Zwangsgeburten sowie massiver finanzieller und moralischer Druck.
Wir haben uns das Recht auf Selbstbestimmung erkämpft. Die Angriffe der „Lebensschützer_innen“ zeigen aber, dass wir diese Errungenschaft auch weiterhin verteidigen müssen. Da sie es anscheinend noch immer nicht begreifen, zeigen wir ihnen auch dieses Jahr, dass sie nicht erwünscht sind.
Wir kämpfen für ein selbstbestimmtes Leben jenseits der patriarchalen Kleinfamilie – wir gestalten unser Leben und unsere Sexualität nach unseren Bedürfnissen!
Darum: Auf die Strasse gegen rechte Hetze!
20. September 2014 / 14:00Uhr / Rentenwiese