Wir haben für Samstagnachmittag zu einem Stadtrundgang gegen die Quartieraufwertung aufgerufen. Die Mobilisierung stand in Kontinuität mit mehreren Aktionen und Demonstrationen, die in den letzten Monaten den Widerstand gegen die soziale Vertreibung und die Repression auf die Strasse trugen. Unserem Aufruf folgten Leute aus verschiedenen Städten. Die Polizei war von Anfang an mit martialischem Auftritt im Quartier unterwegs und setzte alles daran, den Spaziergang zu verhindern. Wir verzichteten daher auf den Rundgang und führten stattdessen eine Kundgebung auf der Bäckeranlage und ein Konzert auf dem Kanzleiareal durch. Die Leute liessen sich nicht einschüchtern. Die Anliegen der BewohnerInnen dieser Stadt lassen sich nicht mit Polizeigewalt wegdrücken.
Die Aufwertung ist ein Angriff auf die proletarischen Quartiere. Viele, die jahrelang hier gelebt haben, können sich die Mieten nicht mehr leisten, die Leute werden im grossen Stil verdrängt. Und in den neuen oder sanierten Häusern richtet sich eine städtische Oberschicht ein und geniesst ihr urbanes Lebensgefühl. Alle, die nicht ins aufgewertete Stadtbild passen – MigrantInnen, SexarbeiterInnen oder Jugendliche, die ihr Bier draussen trinken wollen, weil die Clubs zu teuer sind – werden von der Polizei oder von privaten Sicherheitsleuten endlos schikaniert. Die Sanierung der Weststrasse, die Luxusprojekte an der Neufrankengasse oder die potthässliche Europaallee sind drei weitere Etappen in diesem Umbau der Innenstadt. Und auch im Seefeld, dem klassischen Schauplatz der Gentrifizierung, geht es bis heute weiter: Gerade vor zwei Tagen wurden dort auf einen Schlag fast neunzig MieterInnen aus ihren Wohnungen geworfen. Sie müssen Platz machen für teure Schikimikiwohnungen.
Die Umstrukturierung der Innenstadt ist keine zwangsläufige Entwicklung, Widerstand dagegen ist möglich. Auf der internationalen Ebene zeigt sich, dass viele Leute sich die Angriffe auf ihre Lebensbedingungen nicht gefallen lassen. So hat sich beispielsweise in zahlreichen italienischen und griechischen Städten eine breite Bewegung gegen Zwangsräumungen formiert. Auch in Zürich regt sich Widerstand. Aktuell wehren sich zum Beispiel die besetzte Binz und die Autonome Schule Zürich gegen die Räumung. Wir solidarisieren uns mit ihren Kämpfen und Anliegen.
Gegen Vertreibung und Repression – Wir bleiben alle!
Freiräume erkämpfen!
Heraus zum 1. Mai!